Lebenshilfe

Am 09.02.2008, 00:01:57 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

URGH! REPRISE


Der Film "Urgh! A Music War" kam 1981 raus und wurde im Sommer 1980 an verschiedenen Orten in den USA und England sowie im Frejus Amphitheater in Paris aufgezeichnet. Verzeichnet sind hauptsächlich Bands, die die Stuart Copeland - Brüder, Miles und Ian, damals in ihren Musikimperien gebookt, promotet, verlegt, produziert oder einfach nur gemanaged hatten.

„Urgh!" zog seine Bedeutung Anfang der 80er Jahre daraus, dass man einige der Bands vorher noch niemals live im TV oder Film hatte auftreten sehen. MTV war in Deutschland noch nicht am Start und auch Tele 5 war noch nicht absehbar. Von einer Übersättigung an bewegten Musikbildern interessanter Bands konnte keine Rede sein, denn auch die kurzen Rockpalastsendungen, bei denen dann tatsächlich Bands wie „Magazine", „Stiff Little Fingers", „The Jam" und „Wire" aufgezeichnet wurden, wurden in aller Regel von allen anderen ARD-Anstalten ausgestrahlt, nur hier im Südwesten nicht.

Trotzdem war „Urgh!" auch schon vor mittlerweile über 25 Jahren eine eher zähe Angelegenheit. Insgesamt werden 34 Bands und Interpreten in insgesamt 124 min Filmlänge gezeigt. Es gibt keine Interviews, keine Schnipsel aus Tourbussen, aus dem Backstagebereich oder sonst wo her - ein Auftritt ist an den anderen geschnitten.

Höhepunkte sind auch aus heutiger Sicht noch für mich, die tolle „Enola Gay"- Version von „OMD" mit Liveschlagzeug und die „Au Pairs", mit einer druckvollen und sympathischen Version von „Come Again".

Die Mitschnitte von „Devo", „Wall of Voodoo", „Chelsea", „Echo and the Bunnymen" und "Steel Pulse" wissen ebenfalls zu überzeugen, doch das war es dann eigentlich auch schon. „Gary Numan" in seinem Papamobil steuert noch den tollen Song „Down in the Park" bei, persönliche Favoriten wie „XTC", „Gang of Four" „Magazine", „Pere Ubu" und auch die „Dead Kennedys" kommen jedoch leider ziemlich lasch und beliebig daher. Selbst „Captain Kirk" von „Athletico Spizz" zündet nicht.

Grauenhafte Tiefpunkte, die die 80 er Jahre, schon in ihrem ersten Sommer, von der allerschlimmsten Seite zeigen, sind Toyah Wilcox, John Otway, Skafish und einige andere dieser Güteklasse, deren Namen mir zum Glück schon wieder entfallen sind.

Auch „The Police" lassen bereits erkennen, dass man sich das "I YehYoh YehYehYoh- Konzert", damals in der Böblinger Sporthalle im Oktober 1981, bei analytischer „Urgh!"-Betrachtungsweise, hätte schenken können.

Fazit: Durchwachsener 80er Jahre New Wave / Postpunk-Film, der damals schon nicht wirklich überzeugen konnte und aus heutiger Sicht nicht besser wird. Wegen eines Rechte- und Formatstreits kam „Urgh!" bisher nicht auf Dvd raus. In der vorliegenden Form ist dies auch nicht schlimm!

Da jede Band ursprünglich aber mit 3 Songs aufzeichnet wurde, könnte eine Dvd Veröffentlichung mit der Hälfte der Bands und dann jeweils 3 Songs, in 25 Jahren ja durchaus interessant werden - vorher lohnt es sich aber auch wirklich nicht unbedingt, den Film nochmals anzuschauen!