Lebenshilfe

Am 01.12.2007, 00:45:46 Uhr schrieb Jürgen Jankowitsch

SYMPATHY FOR THE RECORD INDUSTRY 3

In den letzten Wochen erschienene Schallplatten, die ich gerade höre und richtig gut finde:

Steve Reid Ensemble - Daxaar (Domino)

Steve Reid hat als Schlagzeuger mit Leuten wie Sun Ra, Miles Davis, Ornette Coleman, James Brown und Quincy Jones gearbeitet. Sein wunderbares, 2005 auf Souljazz erschienenes Album „Spirit Walk," beschwor den Geist von John Coltrane und Pharoah Sanders - „Daxaar", in Dakar aufgenommen, beschwört da mehr den groovigen und straighten Geist eines Fela Kuti, Charles Earland oder eben Tony Allen. Unter Mithilfe von Kieran Hebden, dem russischen Pianisten Boris Netsvetaev und einer Riege von senegalesischen Musikern entstanden 5 Stücke, die sehr nahe an dem sind, was Ende der 60er als Souljazz und später als Fusion (sprich: fjuhschn) bezeichnet wurde. Gilles Peterson, der mutmaßliche Erfinder des Unwortes Acidjazz, hat die Linernotes geschrieben, was aber niemand vom Kauf dieser tollen Platte abhalten sollte - ganz im Gegenteil!

 

Dwight Yoakem - Dwight sings Buck DLP (New West)

Dwight Yoakem wird ja schon seit über 20 Jahren als der neue Buck Owens und/oder als der neue Merle Haggard gehandelt - inzwischen ist er auch schon 51. Die Ausschnitte, die ich aus seiner Vielzahl an fast immer wohlwollend rezensierten Veröffentlichungen kenne, hatten für mich aber immer zu wenig Seele und zu viele Stadionrocksoundelemente. Im März letzten Jahres, verstarb im Alter von 76 Jahren das große Countryidol Buck Owens, mit dem Yoakem zu Lebzeiten auch schon einige Male musiziert und aufgenommen hatte. In der Countrymusik hat es ja durchaus Tradition, dass sich Interpret A eine ganze LP lang den Songs von Interpret B widmet: „George Jones sings the Songs of Dallas Frazier" „Hank Snow sings Jimmie Rodgers Songs" oder „Merle Haggard salutes Bob Wills" um mal drei besonders gelungene Beispiele zu nennen. Nun also auch „Dwight sings Buck" - und das Ergebnis ist ebenfalls sehr gelungen. Dwight Yoakem hat eine richtig gute Songauswahl getroffen und es gelingt ihm und seiner Band, die Songs sehr persönlich und mit viel eigenem Charisma zu interpretieren - es besteht keinerlei Gefahr, dass sich da einer, six feet under, mit großem Unwohlsein umherwälzt.